deutsch | english | français
ensemble leones
Ensemble Leones
CVMarc LewonTermineProgrammeCDsFördererKontakt

Die Instrumentalmusik von Alexander Agricola

 

Besetzung:

Raitis Grigalis - Gesang

Baptiste Romain - Renaissancevioline, Vielle

Uri Smilansky - Viola d'arco

Elizabeth Rumsey - Viola d'arco

Kirsty Whatley - gotische Harfe

Gawain Glenton - Zink

Marc Lewon - Laute, Quinterne, Viola d'arco; Leitung

 

Schon bald nach seinem Tod im Jahre 1506 galt Agricola als einer der „alten Meister“. Seinen Werken begegnete man mit Ehrfurcht und sie gehörten Anfang des 16. Jahrhunderts bereits zum Kanon gebildeter Musiker als Beispiele guten und anspruchsvollen Kontrapunkts. Als Mitglied der Generation der ersten wirklichen Instrumentalkomponisten schrieb er nicht nur Messen, Motetten und Chansons, wie zu dieser Zeit üblich, sondern auch eine große Zahl untextierter Werke, die aufgrund ihrer Konstruktion offensichtlich für Instrumente geschaffen wurden. Dabei ent­wickelte er eine genuin musikalische Rhetorik deutlich weiter als seine ansonsten kongenialen Kollegen Josquin Desprez und Heinrich Isaak und komponierte instru­mentale Werke, die seiner Zeit weit voraus waren.

 

Agricolas Stil aber zeichnete sich nicht nur durch einen raffinierten Satz aus, er galt den Zeitgenossen auch als „ungewöhnlich, verrückt und seltsam“. Die Art wie er die Motive über seine Kompositionen hinweg entwickelte, wie seine Kompositionen sich gleich einem Wurzelflechtwerk ausbreiten und dieses scheinbar zufällige Gewirr bei Zurücktreten des „Betrachters“ zu einer Struktur erwächst, war ideal geeignet, text­lose Komposition mit musikalischem Sinn zu erfüllen – sie berührte aber auch bisher unerforschte Bereiche musikalischen Ausdrucks, die den Zeitgenossen fremd vorkamen: er pflegte einen „dunklen Stil“, der sich nur durch ein „Erfahren“ seiner Musik, gewissermaßen im „Durchleben“ der Werke erschließen läßt. Diese Faktur seiner Kompositionen war sicher auch Grund dafür, warum er eines seiner größten und außergewöhnlichsten Instrumentalstücke als „Cecus non judicat de coloribus“ betitelte – „Der Blinde urteilt über Farben nicht“.

 

Dieses einzigartige Werk ist zugleich Ausgangspunkt und Thema für das vorliegende Programm, das sowohl ausgeklügelte Bearbeitungen beliebter Chansons als auch rein instrumental konzipierte Werke. Neben einer Reihe von Erstaufführungen (darunter eine von Fabrice Fitch neuentdeckte Komposition Agricolas) enthält das Programm z.B. das augenzwinkernde „Pater meus Agricola est“ („Mein Vater ist ein Ackermann“ = „Mein Vater heißt Agricola“) und eine titellose „Teamwork-Komposition“, für die Agricola mit Johannes Ghiselin einen kongenialen Mitverfasser an seiner Seite hatte. In der Aufführung werden die einzelnen Werke zu größeren „Suiten“ zusammengestellt, die eine dramaturgische Linie verfolgen und einen schlüssigen Kontext für die Werkkomplexe herstellen. Es werden vokale Modelle den Bearbeitungen von Agricola vorangestellt, so daß der Hörer in ästhetischem Erleben die Verwandlung eines Liedes in ein Instrumentalstück nach­vollziehen und genießen kann.

 

Als Partner für Leones konnte der renommierte Agricola-Experte Fabrice Fitch (England) gewonnen werden, der sich neben seiner musikwissenschaftlichen Tätigkeiten einen bedeutenden Namen als Komponist über Themen und Motive von Alexander Agricola in seinen „Agricologies“ gemacht hat. Für das vorliegende Programm komponierte Fitch speziell für Leones und zuge­schnitten auf die Ensemblebesetzung zwei weitere „Agricologies“, die David Fallows gewidmet sind. Diese neuen Werke verlängern somit Agricolas kompositorischen Arm in unsere Zeit hinein und aktualisieren dadurch sein Oeuvre für den modernen Konzertbetrieb.

zurück